14. April 2013

Als berufstätige Mutter

Nun ist es schon mehr als ein Jahr her, seitdem ich in einen neuen Lebensabschnitt getreten bin, nämlich ins Dasein einer berufstätigen Mutter. Nach einem Jahr Elternzeit habe ich mich sehr gefreut, wieder in meinen Beruf zurückzukehren, neue Stelle, neue Position, neue Aufgaben, neue Herausforderungen. Berufstätige Mütter hatte ich bis dahin als solche nie wahrgenommen und vertrat die naive Auffassung, dass sich das alles schon von selbst regeln würde, schließlich habe ich ja gerade ein Jahr einen Säugling groß gezogen.
Als größte Herausforderung dieses nun sehr intensiven neuen Lebens erwies sich natürlich mein kleiner damals gerade einjähriger Junge. Was tun, wenn er morgens weder leise und liebevoll noch lauter und energischer wach zu kriegen ist, das Tragen sämtlicher Klamotten lautstark verweigert, das Spielzeug gerade um 6.30 Uhr neu entdecken muss, fertig angezogen - die Haustür steht schon offen - noch eben sein Geschäft in die Windel erledigt und sich zu guter letzt wie eine Schlange aus dem Autositz windet, in den ich ihn schon fast mit Gewalt wieder zurückbefördern muss. Ich fahre jeden Tag zu spät los und versuche durch halsbrecherische Raserei vorbei am Wild in Wald und Feld die verlorenen Minuten während der nächsten 25 Kilometer wieder aufzuholen. Meistens gelingt es mir, so dass ich noch einige Minuten habe, um den Sohnemann angemessen im Kindergarten zu verabschieden.
Die Stunden in der Klinik verfliegen rasend schnell, es ist wohltuend, sich auf eine Sache länger als 5 Minuten konzentrieren zu dürfen, beim kleinsten unerwarteten Geräusch nicht aufspringen zu müssen, mal ohne 10 kg Gewicht auf dem Arm den Raum zu wechseln und sich nur um die Füllung des eigenen hungrigen Magens kümmern zu müssen. In urlaubsgleicher Geschwindigkeit vergehen diese Arbeitsstunden jeden Tag. Die Nachmittage sind geradezu entspannt, lassen sich doch keinerlei Arbeiten, die über das Befüllen einer Waschmaschine hinaus gehen in Anwesenheit eines Kleinkindes erledigen, ohne die Gesundheit, manchmal auch das Leben desselben aufs Spiel zu setzen oder die eigenen Ohren mit lautstarker Gegenwehr malträtieren zu lassen. Wenn der kleine Racker dann am Abend im Bett liegt, fahre ich gewöhnlich zu Hochtouren auf, um Nahrungszufuhr, gefüllte Kleiderschränke und eine gewisse Ordnung in allen Räumen sicherzustellen, Kontakte jetzt vorzugsweise telefonisch zu pflegen und auch hin und wieder für meine berufliche Weiterbildung aus Büchern und Zeitschriften zu sorgen. Mit etwas Glück bleibt die ohnehin schon kurze Nachtruhe ungestört und am nächsten Morgen habe ich genau von 5 bis 6 Uhr Zeit, meine Gedanken im Badezimmer ungestört schweifen zu lassen, bis der alltägliche Wahnsinn wieder beginnt.
Ich habe in diesem Jahr gelernt, mich besser zu organisieren, zu delegieren, Prioritäten zu setzen, spontaner und gelassener zu werden, es muss einige Jahrzehnte her sein, einen so intensiven Lernprozess durchgestanden zu haben.
Und trotzdem - wie tief die Augenringe auch sind, wie oft am Tag der kleine Mund an meiner Bluse oder Jacke abgewischt wird, und auch nach der fünften Erkältung in 3 Monaten steht für mich fest: Das Leben mit Kindern ist einfach WUNDERBAR!

Eure Beate

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen