25. Juli 2012

Für euch gelesen: Aus dem Journal of Pediatric Orthopedics

Implant-related fractures in children: a 15-year review


von Amit Jain et al.


Welcher orthopädische oder unfallchirurgische Assistenzarzt kennt sie nicht, die MATERIALENTFERNUNG? Oft scheint es so, dass Assistenzärzte gefühlte 200 Metallentfernungen gemacht haben müssen, um an anspruchsvollere Eingriffe herangeführt zu werden. So sind beispielsweise Metallentfernungen der fünfthäufigste operative Eingriff, den Assistenzärzte in den USA in den ersten 2 Jahren ihrer Ausbildung vornehmen.
Trotz dieser Häufigkeit sind handfeste Indikationen für diesen Eingriff in der Kinderorthopädie nicht etabliert. Erstaunlicherweise erachtenen es weniger als die Hälfte der US-amerikanischen Kinderorthopäden für erforderlich, Metall bei asymptomatischen Kindern zu entfernen, während in Deutschland Materialentfernungen bei fast jedem Kind vorgenommen werden. Doch aus welchem Grund? Gibt es knallharte Kriterien oder ist es Gewohnheit? Immerhin zeigen Studien, dass gerade bei Metallentfernungen im Kindesalter mit einer Komplikationsrate bis zu 10% gerechten werden muss.
Eine aktuelle Studie aus dem Journal of Pediatric Orthopedics kann uns in Zukunft Hilfestellung geben, um einen Antwort auf diese Frage zu finden.
7584 Kinder, bei denen innerhalb von 15 Jahren ein operativer Eingriff unter Verwendung eines Metallimplantats durchgeführt wurde, konnten in der Datenbank erfasst werden. Hierbei kam es in 25 Fällen zu einer Implantat-bezogenen Fraktur, 22 mal im Femur, 2 mal in der Tibia, einmal im Radius. Die Gesamtinzidenz betrug damit 0,33%. Im Mittel ereignete sich die Fraktur etwas weniger als 3 Jahre nach Einbringen des Implantats. Diagnosen einer infantilen Zerebralparese, Hüftdysplasie, Spina bifida und avaskulären Nekrose führten dabei 6 mal häufiger zu einer Fraktur als andere Vorerkrankungen. Hierbei spielt möglicherweise die verminderte Knochendichte, die mit diesen Erkrankungen einhergehen kann eine Rolle.

Aus dieser Studie lässt sich also schlußfolgern, dass Material insbesondere aus dem Bereich des Femurs bei Kindern mit der Diagnose einer ICP, Hüftdysplasie, Spina bifida oder einer avaskulären Nekrose frühzeitig entfernt werden sollte, um das - wenn auch geringe - Risiko einer Implantat-assoziierten Fraktur zu umgehen. Ein weiteres Argument hierfür ist die Tatsache, dass die Versorgung dieser Frakturen insbesondere im Bereich des Femurs eine Herausforderung darstellt und oft technisch anspruchsvoll ist.
Deshalb: mein JA zu Materialentfernungen in diesen Fällen!

Es grüßt euch
Beate



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