4. Juli 2012

Ein ganz persönlicher Erfahrungsbericht als schwangere Orthopädin

An dieser Stelle und kurz vor der Geburt meines ersten Kindes möchte ich in einem kurzen persönlichen Erfahrungsbericht meine Situation als schwangere arbeitende Orthopädin beschreiben. Seit Pfingsten bin ich nun offiziell im Mutterschutz und mit etwas Distanz zur Klinik habe ich meine Arbeit der letzten Monate Revue passieren lassen.
Bis zur offiziellen Verkündung meiner Schwangerschaft in der Klinik habe ich ca. 5 Monate gewartet und bis zu diesem Zeitpunkt auch normal Dienste und alle ärztlichen Tätigkeiten mit einer für mich vertretbaren entsprechenden Vorsicht ausgeführt. Wegen des OP musste ich meinen Chef relativ früh über meine Schwangerschaft informieren, der jedoch überaus verständnisvoll war und mich zu Operationen, die meist ohne Röntgen durchgeführt wurden, vornehmlich einteilte. Da dies wie man sich vorstellen kann im klinischen Alltag nicht immer so reibungslos klappt, war ich sehr froh über meine weiblichen Kolleginnen, die über meine Schwangerschaft ebenfalls Bescheid wussten und in brenzligen Situationen immer wieder im OP oder bei grösseren röntgenologischen Untersuchungen für mich eingesprungen sind.
Nach offizieller Bekanntgabe in der Klinik und beim Betriebsarzt fielen für mich erstmal Dienste und die Einteilung in den OP weg. An eine normale 5-Tage Arbeitswoche ohne Nachtarbeit konnte ich mich schnell gewöhnen, doch so ganz ohne OP war am Anfang, gerade wenn man in einem operativen Fach arbeitet, sehr gewöhnungsbedürftig! Ein Glück, daß ich als Fachärztin nicht mehr auf die zwingend notwendige Durchführung von Logbuch-relevanten Operationen angewiesen bin. Demnach fand ich meinen Tagesablauf hauptsächlich mit Stationsarbeit und Sprechstunden gefüllt. Meinen männlichen Kollegen war dieser Wegfall aus dem OP hin zu mehr administrativen Arbeiten gerade Recht. Da ich mit zunehmender Schwangerschaftsdauer auch körperlich weniger leistungsfähiger wurde, versuchte ich, diesem Umstand gelassen zu begegnen. Schließlich sehe ich in dem Stellen von richtigen Diagnosen, Indikationen und Therapien eine der essentiellsten Tätigkeiten eines Orthopäden, da nimmt das Operieren meiner Meinung nach nur eine Nebenrolle ein.
Letztlich wurde so ein normaler klinischer Arbeitsalltag doch immer beschwerlicher, da mir das viele Stehen und die teilweise schlaflosen Nächte doch zu schaffen machten. Ein Schreibtisch-Job wäre da sicher einfacher gewesen. Die Reaktionen meiner Kolleginnen und Kollegen reichten von extremer Hilfsbereitschaft bis zur völligen Ignoranz meiner Situation. Klar, eine Schwangerschaft ist keine Krankheit, aber eben doch ein besonderer Umstand.
Der Übergang in den Mutterschutz war dann doch nach jahrelanger klinischer Tätigkeit zunächst ungewohnt und gewöhnungsbedürftig! Doch angesichts meiner teilweise heftigen Rückenschmerzen und Ischialgien (ich weiß jetzt sehr gut was eine ISG-Symptomatik ist....!!!) war ich froh, meinen Tag selber mit den notwendigen Ruhepausen gestalten zu können. Und letztlich wurde es auch höchste Zeit, sich mit dem Thema Kinderwagenkauf, Hebammensuche und Wohnung ausmisten zu beschäftigen!




Eine gute Restwoche wünscht
Yvonne

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