17. Dezember 2012

"Fit-fürs-Leben"

Die Sporthochschule Köln hat eine interessante und gleichzeitig beängstigende Studie veröffentlicht, die sich mit der körperlichen Leistungsfähigkeit von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Abhängigkeit von 3 Risikomerkmalen in Form ungesunder Alltagsgewohnheiten beschäftigt. Während es unzählige Studien zur Morbidität von Rauchen und Übergewicht gibt, existieren doch kaum Untersuchungen, wie sich diese Risikofaktoren auf die Leistungsfähigkeit junger Menschen auswirken, die mit der jeweils ungesunden Gewohnheit altersbedingt bisher nur über einen relativ kurzen Zeitraum konfrontiert waren.
Es fällt hierbei der Begriff "Digital Natives". Er bezeichnet die nach 1990 Geborenen, die ganz selbstverständlich mit Internet, Smartphones und Playstation aufwachsen. In dieser Altersgruppe (und meiner Meinung nach nicht nur in dieser) ist ein Rückgang an körperlicher Aktivität zu beobachten zugunsten der Zeit, die vor Fernsehgeräten, Computern und Handys verbracht wird. Der Spaß an Bewegung sinkt und gleichzeitig führt das Überangebot an preiswerten, immer verfügbaren Nahrungsmitteln zu Übergewicht, ein Teufelskreislauf entsteht.
In der Studie wurden etwas mehr als 8000 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 10 - 25 Jahren untersucht und die Risikofaktoren Rauchen, Übergewicht und Bewegungsmangel erfasst. Bei den Probanden wurden die entsprechenden Leistungen beim 1000-m-Lauf und Klimmhang erhoben.
Übergewicht wurde ab einem BMI von 25 definiert, Bewegungsmangel lag vor, wenn auf die Frage nach Sporthäufigkeit mit "Nie" oder "Selten" geantwortet wurde (zugegebenermaßen bin auch ich dann von Bewegungsmangel betroffen...).
Erschreckenderweise hatten bereits 72% der männlichen und 65% der weiblichen Probanden mindestens einen Risikofaktor.
Die besten Leistungen im 1000-m-Lauf (Ausdauer) und Klimmhang (Kraft) erbrachten Männer und Frauen ohne Risikofaktoren. Mit steigender Anzahl von Risikofaktoren kam es zu einer zunehmenden Leistungsminderung. Da die Risikofaktoren nach dem 15. bzw. 16. Lebensjahr deutlich anstiegen, lagen die Leistungen der 25-Jährigen nur auf dem Niveau der 14- bis 15-Jährigen. Dieser Trend zur frühen Etablierung ungesunder Lebensgewohnheiten wird bereits seit den 70er Jahren beobachtet, er hat sich jedoch in den letzten 20 Jahren deutlich verstärkt. 
Für mich ist diese Studie ein Alarmsignal, das in meinem Hinterkopf ertönen wird, wenn ich Jugendlichen in der Sprechstunde begegnen werde, die von diesen Risikofaktoren betroffen sind. Der Konsum digitaler Medien ist sicherlich nicht zu umgehen, wenngleich er doch gezielter dosiert werden könnte und körperliche Aktivitäten nicht ersetzen darf. Nicht auszudenken wäre, was passieren würde, wenn sich diese Risikomerkmale in einer solchen Häufigkeit bei diesen Jugendlichen manifestieren und dann schließlich zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes führen.
Diese Studie sollte uns Veranlassung genug sein, unseren Jugendlichen in dieser Hinsicht ein Vorbild zu sein. Klar, wer bloggt, kann schwer den Spaß an digitalen Medien verleugnen, auch wenn er kein Digital Native (mehr) ist...Ich meine vielmehr das Rauchen, das Übergewicht, die Bewegungsarmut. Lasst es uns nicht bagatellisieren. Als Eltern obliegt uns sicherlich der größte Teil der Verantwortung. Aber auch als Ärztin, die mit Kindern und Jugendlichen täglich zu tun hat, denke ich, dafür meinen Beitrag leisten zu können!

Eure Beate

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