Über das femoroazetabulare Impingement ist in den letzten Jahren viel berichtet worden, und seit man dieses Krankheitsbild der Hüfte beim doch eher jüngeren Patienten kennt, scheint man auf jeder Beckenübersichtsaufnahme nach vermeintlichen Bumps am Schenkelhals, retrovertierten Pfannen oder auch Dysplasiecoxarthrosen zu suchen. Zumindest geht es mir so, die ich an einer Klinik arbeite, wo regelmässig minimalinvasive Hüftchirurgie und Tripleosteotomien durchgeführt werden.
Basierend auf meinen regelmässigen Sprechstunden und dem wie ich finde guten Artikel zum Thema aus dem Orthopäden 3/11 habe ich im Folgenden eine kurze Übersicht für uns Orthopädinnen und Orthopäden für die tägliche Praxis und das Verständnis zusammengefasst. Zur Vertiefung und Einarbeitung in das Thema sowie Bewußtmachung anhand von Röngenbildern, verweise ich auf die gängige Literatur zum Thema.
Bevor an irgendein operatives Verfahren gedacht werden kann, muß anhand des Röntgenbildes das Ausmaß der Arthose zum Alter des Patienten in Relation gebracht werden.
"Impingement" heißt, ganz simpel übersetzt, "Anstoßen/Kontakt haben", demnach schlägt der Schenkelhals an der Pfanne an.
Unterschieden werden zum einen das sog. CAM-Impingement, wo es durch den Verlust des Hüftkopf-Offset zu einer Arthrose des anterolateralen Hüftkopfes kommt, und zum anderen das sog. Pincer-Impingement, wo es durch eine Retroversion der Pfanne oder Coxa profunda ("Kneifzange") zu einem Impingement am vorderen Pfannenrand kommt.
Beim CAM-Impingement ist die Abscherung des Pfannendachknorpels von seiner Unterlage der führende Mechanismus. Unser beliebter CAM-Bump am Schenkelhals löst und zerreißt schließlich den Knorpel.
Beim Pincer-Impingement erschöpft sich die Pufferfunktion des Labrums und der Knorpelschaden entsteht eher am Pfannenrand.
An diesen beiden Mechanismen knüpft unser operatives Verfahren an. Zum einen muß die femorale Deformität umgeformt werden, also die Retaillierung des Schenkelhalses erreicht und zum anderen das Trimming des Pfannenrandes durchgeführt werden. In den meisten Fällen liegen Mischformen aus CAM und Pincer vor mit einer zusätzlichen Retroversion der Pfanne.
Neben der radiologischen Diagnostik kann die klinische Untersuchung recht unspektakulär sein. Die Beweglichkeit ist meist gut und auch die oft beschriebene schmerzhafte Innenrotation kann gänzlich fehlen. Eine eingeschränkte Aussenrotation sollte uns eher an eine doch fortgeschrittenere Arthrose denken lassen.
Ist der Patient noch jung, das Ausmaß der Arthose eher gering und steht das CAM-Impingement im Vordergrund, kann durch eine Arthroskopie oder auch die Kombination mit einer Miniarthrotomie über einen ventralen Zugang eine Retaillierung des Schenkelhalses erfolgen.
Ist die Arthrose eher fortgeschrittener bei zusätzlichem Pincer-Impingement und gleichzeitig azetabularer und femoral retrovertierter Pfanne, ist eher die Indikation zur chirurgischen Hüftluxation gegeben.
Bei einer Hüftdysplasie muß auch an die Notwendigkeit der Triple-Osteotomie bei pathologischem CE-Winkel gedacht werden.
Letztlich denke ich, liegt die Stärke der minimalinvasiven Verfahren in der unmittelbar postoperativ möglichen intensiven Beübung.
Zusammenfassend ist für uns als klinisch tätige Orthopädinnen und Orthopäden wichtig, den Arthrosegrad richtig und rechtzeitig einzuschätzen, um frühstmöglich das richtige Therapieverfahren zu wählen. Minimalinvasive Verfahren haben ihre Berechtigung, sind aber kritisch, engmaschig und individuell zu indizieren.
Yvonne Ebel
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